Das Licht zwischen den Meeren (Margot L. Stedman)

(c) www.buerosued.de und Patricia Turner/Arcangel

Autor: Margot L. Stedman
Titel: Das Licht zwischen den Meeren
Verlag: Blanvalet Taschenbuch Verlag
Erscheinungsdatum: 17. November 2014
Seitenzahl: 448
Originaltitel: The Light Between Oceans
ISBN-10: 3442384001
ISBN-13: 978-3442384006

Rezension:

Am Janus Rock, dem fiktiven Schauplatz von Margot Stedmans, anfang des 20. Jahrhunderts spielendem, Roman „Das Licht zwischen den Meeren“, befindet sich nicht nur der letzte Fleck Erde vor der Südwestküste Australiens und dem Point Partageuse, sondern auch der Leuchtturm, auf welchem Tom Sherbourne und seine Frau Isabella in fast völliger Abgeschiedenheit leben. Die Geschichte rund um das junge Paar und deren verschlungenen Lebenspfad, bringt einem schier beiläufig nicht nur die australische Entwicklung durch die Kolonisierung näher, sondern betont gleichzeitig auch sehr eindrücklich die Nachwirkungen des Ersten Weltkriegen und dessen Miterleben. Die Vergangenheit des Protagonisten spielt dabei eine ebenso wichtige Rolle, wie die Liebesgeschichte, welche von den ersten zarten, wunderschön umschriebenen Begegnungen über die Erzählungen nach der Heirat bis hin zu dem, durch Fehlgeburten und einem unerfüllten Kinderwunsch gekennzeichneten, Leben von Isabelle und Tom auf Janus, entsteht.

Bevor man im zweiten Abschnitt des Buchs erneut in die vom Prolog aufgegriffenen Ereignissen des Jahres 1926 geworfen wird. Dort entdecken Mr. und Mrs. Sherbourne nämlich einen toten Mann, der zusammen mit einem wenige Wochen alten Säugling in einer Jolle vor den Klippen der Bucht treibt – soll der langgehegte Traum des Paares plötzlich doch wahr werden?
Oder ist es vielmehr der Beginn eines Lügenkonstruktes, das keine Zukunft hat…

Auf dem Weg zu den wahren Begebenheiten, der Identität des Toten und den Verstrickungen der einheimischen Bevölkerung in das Verschwinden desgleichen, begegnen einen viele interessante Charaktere, von denen wiederum ein jeder durch seine persönlichen Erlebnisse zu dem sich letzten Endes in einem Kreis zusammenschließendem Ganzen beiträgt.

So nimmt einen die Geschichte beispielsweise bereits von den ersten gelesenen Worten an mit, auf dass man nahtlos in ein Geflecht aus den unterschwelligen Leitthemen gesellschaftsübergreifender (Mutter-)Liebe und gesellschaftsspaltenen Konflikten eintaucht. Ebenso führen einen die wunderbar anschaulichen verfassten Buchpassagen immer wieder zu der ewig währenden Frage nach dem Richtigen oder Falschen Weg und wie man den Schicksalsschlägen des Lebens am Besten begegnet. Dass die eigene Wahl, Güte und Nachsicht dabei das glücklichste Los darstellen, bleibt außer Frage.

Positiv hervorzuheben sind auf jeden Fall auch die stets liebevoll erzählten Einbindungen einzelner Elemente und Erklärungen aus dem Leuchtturmwesen, sowie der Marine und auch der Namensbezug des Eilands, welcher seinen Ursprung in der Mythologie findet, über die Handlung hinaus getragen wird und in der Bedeutung des Romantitels letztendlich neu auflebt.

Schade finde ich allgemein betrachtet nur, dass das Primat des Marketing dafür sorgt, dass manche Autoren dazu gebracht werden, anstelle ihres vollständigen Namens, nicht etwa aufgrund von Platzmangel, sondern aus verkaufstaktischen Erwägungen, Initialen zu verwenden. Jeder Leser sollte nämlich ohne Ansehen der Autoren nur über den Inhalt des Werkes urteilen, vor allem wenn man für sich in Anspruch nimmt im 21. Jahrhundert angekommen zu sein.
Von dem in der Handlung fortwährend betonten ‘Österreicher’ (welcher nicht mitverantwortlich für die Taten seiner deutschen Landsleute sei) und der Frage welche einstigen absolutistischen Herrscher nun tatsächlich die bisherigen Weltkriege in der Historie ausgelöst haben, sehe ich einfach mal ab, da es der Botschaft des Buches widerspräche und diese gar verhöhnen würde. Zumal ich mich froh schätze, überhaupt sagen zu können Europäer, nein, einfach nur Mensch – und somit eine von vielen, fühlenden Seelen im Universum – sein zu dürfen.

Ansonsten überzeugt der Roman natürlich nicht nur durch seinen tollen Grundgedanken, sondern auch die sprachliche Eloquenz.

„Inzwischen regnete es heftiger, und in der Ferne grollt der Donner dem Blitz,
weil der ihn zurückgelassen hat.“
(Zitat, Seite 398)

Zusammengenommen müsste im Prinzip ein jeder, der sich in einer zufriedenen Partnerschaft befindet, ein jedes Elternteil für sich gesehen und ein jeder Reisender von den Zeilen berührt werden. Auf jeden Fall ist das eine Rubrik, in der ich eigentlich nur selten lese und dennoch entpuppte sich das Debütwerk von Stedman, als eine leicht erzählte, aber trotzdem hintergründig ernste, sowie ergreifende Lektüre, die man definitiv zur Hand nehmen sollte!

Quotes:

  • „Die Liebe ist Größer als alle Vorschriften, Tom.“
  • Geschichte ist nichts weiter als die Version der Ereignisse, auf die sich die Gesellschaft geeinigt hat.
  • Wir müssen mit den Entscheidungen leben, die wir fällen, Bill. Das ist Mut. Wer einen Fehler macht, muss zu den Folgen stehen.
  • Solange man schöne Dinge im Sinn hat, kann man glücklich sein.
  • „Du hast so viel Pech gehabt und bist trotzdem immer glücklich. Wie stellst du das an?“ „Ich entscheide mich dafür“, erwiderte er. „Ich kann entweder in der Vergangenheit verrotten und wie mein Vater meine Zeit damit verbringen, die Menschen für das zu hassen, was sie mir angetan haben. Oder ich kann verzeihen und vergessen.“

Wertung: 6/7 Schreibfedern

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