In Liebe, dein Dad (Garth Callaghan)

© Weiss Werkstatt München, shutterstock/goldnetz

Autor: Garth Callaghan
Titel: In Liebe, dein Dad
Verlag: Kösel-Verlag
Erscheinungsdatum: 28. September 2015
Seitenzahl: 256
Originaltitel: Napkin Notes. Make Lunch meaningful, life will follow. Love, Dad
ISBN-10: 3466346088
ISBN-13: 978-3-466-34608-0

Rezension:

Vermutlich wird die nachfolgende Rezension die Persönlichste, die ich bisher verfasst habe und das aus einem ganz simplen Grund: Wenn man selbst erst einmal durch welche eindeutigen oder unergründlichen Einflüsse auch immer, realisiert hat, wie wichtig das Leben, die Gesundheit und Unversehrtheit eines Menschen im Allgemein sind, werden etliche gesellschaftliche Normen und Symbole zu Nichtigkeiten.
Egoismus, Engstirnigkeit und übertriebener Konservatismus sind ein trauriges Zeugnis dessen, dass die Quintessenz des Lebens jedoch häufig verkannt wird. So ist es selbsterklärend, dass beispielsweise ohne persönliche Betroffenheit leider keine Empathie entsteht, ein anderes Verhalten wäre jedoch begrüßenswert. Ein jeder sähe beispielsweise mehr „Glück“ vor sich, wenn die Menschen ihren zwischenmenschlichen Beziehungen mehr Wertschätzung entgegen brächten, was sich schon durch kleine Gesten bewirken lässt und jeden Augenblick bewusster wahrnehmen würden. Denn die Daseins-Uhr eines jeden schreitet unaufhörlich voran, doch wichtig ist nur im Leben, dass man ihm einen Sinn gegeben.

Ähnliches stellte auch Garth Callaghan in seiner autobiographischen Erzählung „In Liebe, dein Dad“ heraus. Nach vier Krebsdiagnosen zweier, unterschiedlicher Tumorarten, verschiedenen Behandlungsmethoden und dem kontinuierlichen Kampf mit dem eigenen Körper, steht Garth mit Mitte vierzig vor den Lebensleitsätzen, die er seiner geliebten Tochter Emma bisher in kleinen Serviertenbotschaften – versteckt in der „Brotdose“ – mit auf ihren täglichen Weg gab und welche er nun ausführlicher in Buchform zusammengenommen hat.

Allerdings war es ihm auch schon vor seiner Erkrankung ein Anliegen, durch das morgendliche Ritual des Lunchbox-Packens und dem Schreiben einiger kurzer Zeilen an sein Kind, im Trubel des Berufslebens und Alltags zumindest einen bewussten Moment mit seiner Tochter zu schaffen. Sozusagen eine Verbindung herzustellen und trotz der oft physischen Distanz an der Gestaltung ihres Tages teilzuhaben. Etwas, dass Garth gerne allen Eltern ans Herz legen würde.

Die Erzählung selbst geht mit lehrreichen Ratschlägen, welche teilweise in lustigen Anekdoten verpackt wurden, einher, so dass dieses Buch einfach mitten aus dem, dem amerikanischen Traum nahen, Leben ist und sehr greifbar umgesetzt wurde. Ebenso erfährt man viel aus dem familiären Umfeld des Autobiographen, zum Beispiel wie er seine Frau Lissa kennen, sowie lieben lernte und seine individuellen Erlebnisse. Angefangen von der eigenen Kindheit, dem Aufwachsen seiner Tochter und den Veränderungen die damit verbunden waren, über die berufliche Karriere bis hinzu der medialen Aufmerksamkeit, welche durch „Napkin Notes“ entstand.
Selbst wenn man diese emotional, berührende Komponenten, das Vermächtnis für seine Tochter Emma, aber auch die etwas zu dominierende Religiosität und die Anleihen an die Managementstrategien einmal Außen vor lassen würde, bleibt schlussendlich das bestehen, was entscheidend ist. Nämlich das pure Leben und die Freude daran – etwas das dieses Werk wunderbar vermitteln kann.

Denn auch ich habe lange Zeit versucht die Auswirkung meiner Autoimmunerkrankung anderen begreiflich zu machen. Geredet, erzählt und versucht zu überzeugen, wie wichtig das Leben sei und nun gibt es endlich eine ähnliche Sichtweise gebunden und für jeden nicht nur erleb,- sondern auch fühlbar. Ein Thema, das so unersetzlich wichtig ist und bei dem mir Grath Callaghan, abgesehen von der Spiritualität und einigen Erziehungsaspekten – ich verfechte ja grundsätzlich ein antiautoritäres Pädagogikprinzip – förmlich aus der Seele spricht. Am liebsten würde ich jedem das Buch in die Handdrücken und das werde ich auch. Daher meine persönliche Empfehlung: Unbedingt lesen!

»[…] Denn keiner von uns weiß, wie viel Zeit er noch hat. Ja, sicher, wir alle laufen auf diesem Planeten herum, als wären wir unsterblich. Aber das Leben kann uns von einer Sekunde auf die nächste genommen werden. […] Ich nehme mir nun die Zeit, Bilanz zu ziehen, und sage den Menschen, die ich liebe, wie viel sie mir bedeuten. Denn das ist das Einzige, was zählt. Dein Haus, dein Konto, deine Talente, dein Beruf – nichts davon ist wirklich von Bedeutung. Es geht allein um die dauerhaften Beziehungen, die wir mit anderen aufbauen. Nur um sie. Sie sind das Wesentliche.
Dieses Buch ist ein Appell: Wach auf. Öffne dich. Zeig deine Gefühle. Greif zum Telefon. Schreib diesen einen Brief, den du schon lange schreiben wolltest. Ich kenne die Zerbrechlichkeit des Lebens nur allzu gut und weiß, wie wichtig es ist, sich den liebsten Menschen zuzuwenden, solange wir hier sind – solange wir es noch können.«
(Garth Callaghan)

Wertung: 6,5 /7 Schreibfedern

Zurück zur Übersicht
facebooktwittergoogle_pluslinkedinmail

Hinterlasse eine Antwort

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

*

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <strike> <strong>