Ein toter Lehrer (Simon Lelic)

(c) FinePic, München

Autor: Simon Lelic
Titel: Ein toter Lehrer
Verlag: Droemer
Erscheinungsdatum: 14. März 2011 (Gebundene Ausgabe)
Seitenzahl: 352
Originaltitel:Rupture
ISBN-10:342619869X
ISBN-13: 978-3426198698

Rezension:

Das Thema, des aus verschiedenen Perspektiven geschriebenen Kriminaldebütromans “Ein toter Lehrer” von Simon Lelic umfasst alle denkbaren Facetten von Mobbing, unter anderem an Schule und Arbeitsplatz. In dem Herzen Großbritanniens, London – dem Handlungsort des Werkes, wurde die Bevölkerung durch die Taten eines Geschichtslehrers eines Gymnasiums erschüttert: dieser hat nämlich anscheinend willkürlich bei einer Schulversammlung in der Aula zunächst drei Schüler, eine Lehrerin und danach sich selbst erschossen.

Die Hauptfigur, Kriminalpolizistin Lucia May, muss sich während ihrer Ermittlungen zur Tat nicht nur mit unterschiedlich starken Widerständen in der Öffentlichkeit (insbesondere der Elternschaft), der Politik, der betroffenen Schule (in Gestalt des Direktors, der augenscheinlich das Tragen einer Verantwortung für die Tat befürchtet) und bei ihren Vorgesetzten auseinandersetzen, sondern ist ihrerseits auch den Belästigungen einiger Kollegen ausgesetzt. Trotz all der Widrigkeiten treibt sie jedoch ihre Ermittlungen voran und kann anhand der abwechselnd miteinander verwobenen Zeugenaussagen von Schülern und Schulpersonal letzten Endes den tatsächlichen Werdegang des achtundzwanzig-jährigen Samuel Szaikowski rekonstruieren.Von einem jungen Lehrer mit Idealen, hin zu einem Amoklaufenden verzweifelten Mann, der zu einem Täter wurde, der widerum das tat, was er tun musste: die Angriffe durch Spott und körperliche Gewalt von Kollegen und Schülern sowie die Tatsache, dass der Schulleiter keine Gedanken an die Nöte der Opfer verschwendete, öffentlich werden lassen. Auch wenn das gewählte Mittel der vermeintlichen Vergeltung dafür alles andere als optimal gewählt zu sein scheint.

Dennoch schafft es die Protagonistin zumindest auf den letzten Seiten des Buches die Aufarbeitung der Tat, wenn nicht strafrechtlich, so doch wenigstens zivilrechtlich durch die Eltern eines ebenfalls eine Rolle spielenden, in den Selbstmord getriebenen jungen Mobbingopfers, zu unterstützen. Eine Arbeit, die dem ‘toten Lehrer’ leider verwehrt blieb, dessen Botschaft aber hoffentlich trotzdem in die Welt getragen wurde.

Der Roman überzeugt, abgesehen von dem medial bereits viel diskutierten, oft missverstandenem und stets wichtigem, sowie gut illustriertem Leitthema der Ausgrenzung einzelner Individuum, als auch deren bewusste Misshandlung (ein gesellschaftliches Problem, was Gesamtübergreifend ist und vor dem leider hauptsächlich die Augen verschlossen werden), durch realistisches Erzeugen der jeweils passenden Handlungsatmosphäre und interessant, verwobenen Geschichtssträngen. So wird der Leser beispielsweise mit den Bericht einer sonst eher der Schule fernbleibenden Schülerin dem Geschehen erst grundsätzlich näher gebracht. Außerdem spricht der flüssige Schreibstil und die Charakterumsetzungen ebenfalls für das Werk, weshalb es insgesamt eine ausgesprochen diskutable und lesenswerte Lektüre ist.

Wertung: 4,5 /7 Schreibfedern
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