Schnittmuster (A.D. Garrett)

(c) UNO Werbeagentur, München; FinePic, München

Autor: A.D. Garrett
Titel: Schnittmuster
Verlag: Goldmann
Erscheinungsdatum: 19. Mai 2014
Seitenzahl: 544
Originaltitel: Everyone Lies (vorm. Dead Reckoning)
ISBN-10: 3442480396
ISBN-13: 978-3442480395

Rezension:

In dem Roman „Schnittmuster“ von A.D.Garrett, ein Pseudonym der Thriller-Autorin Margaret Murphy und des Forensik-Professor Dave Barclay, wird der zweiundvierzig jährige forensische Wissenschaftler Nick Fennimore in Anschluss einer seiner Vorlesungen an der Universität in Aberdeen von CI Kate Simms um Mithilfe an einem Fall von sich rasant häufenden Drogentoten in Manchester, gebeten.

Das Ermittlerduo, welches dem Autorenpaar nachempfunden scheint, beschäftigt sich zunächst einzeln mit den vorliegenden Fakten. So analysiert Fennimore zusammen mit einem seiner vielversprechenden Studenten, Josh Brown, Statistiken und stellt seine Theorien dazu auf, während Simms vor Ort sowohl mit der aufkommenden Pressemeute, dem Kompetenzgerangel ihrer Vorgesetzten, als auch den Angehörigen von StayC kämpft. – Einer jungen, drogentoten Seriendarstellerin, durch deren Ableben erst ein besonderes Augenmerk auf die Drogenszene der britischen Stadt gelenkt wurde und welche die Frage nach Überdosis oder Mord erst ins Spiel oder vielmehr die Lektüre bringt.

Parallel dazu führt einen Marta, eine für ihre Verhältnisse ausgesprochen kluge, osteuropäische Prostituierte, nicht nur exklusiv in die Unterwelt von Manchester und deren Machenschaften ein, sondern bringt einem auch immer wieder neue ‘Täter-Kandidaten’ mit ihrem besonderen Vorlieben, näher. Genau wie der schon spannend verfasste Prolog, vermag die erfahrene, junge Frau nämlich den Leser mit auf eine Irrreise durch die zwielichtigen Geschäfte von Zuhältern, Dealern und deren Wirkungskreis zu nehmen. Konkurrierende Geschäftspartner, korrupte, sowie illoyale Handlanger, aber auch polizeiliche Strategiefehler bei einer Drogenrazzia und mit vermeintlich harmlos erscheinendem Penicillin gestrecktes Heroin, rücken immer mehr in den Ermittlungsfokus, des sich nun beidseitig direkt vor Ort befindlichen Teams.

Die sich hierzu abwechselnden Kapitelperspektiven, welche bei den Ermittlern immer mal wieder mit interessanten Zitaten versehen und gekennzeichnet sind, illustrieren gut die Balance zwischen der Spannung, sowie dem Miträtseln bei der Ermittlungsarbeit und den Erzählsträngen im Hintergrund.

Bis nach einem drittel des Buches ein rascher Aufklärungserfolg zu dem vermeintlichen Ende der Drogentotenserie führt. Jedoch nur bis ein weitere Leiche, nun eindeutig ermordet, (sexuell) misshandelt und als Überdosis-Opfer drapiert, die Aufmerksamkeit von Simms und Fennimore weckt. Von diesem Zeitpunkt an bekommt man nicht nur Einblicke in die persönlichen Verhältnisse, als auch die Vergangenheit der Ermittler und deren sich immer wieder kreuzende Lebenswege gewährt, sondern auch der mit dem Anfang aufgeworfene Fall eines Soziopathen, welcher sich gezielt Frauen für seine perfiden, sadistischen ‘Liebesspiele’ sucht, kommt ins Rollen.

Dabei tritt ein Tatmuster in den Vordergrund, dass von Frauenhass, außerordentlicher Gewalt und einem besonderem Gittermuster, welches der Täter auf dem Gesäß seiner Opfer hinterlässt, geprägt ist. So lotst das gesichtete Beweismaterial das Team durch eine Achterbahnfahrt von Ermittlungsfortschritt und Widerspruch, bei dem der den Kontext filternde Leser bereits viele kleine, aber auch größere Zusammenhänge erkennt, die zuvor nicht beachtenswert erschienen. Damit vervollständigt sich mit jedem weiteren Detail das Puzzelbild, so dass einen letztes Endes die Fußabdrücke des Täters, denn die Schuhe behalten sie bekanntlich immer, zu einem erwartungsgemäß fulminant spannendem Finale führen.

Die absolut vielfältigen, sowie doppeldeutigen Textpassagen unterstützen den Eindruck einer gut durchdachten, sowie konstruierten Handlung und schaffen es, wie im Original bereits durch die Titelwahl hervorgehoben wird, einen permanent roten Faden zu knüpfen. Auch die Einführung der einzelnen Charaktere ist gelungen, so erinnert einen beispielsweise Fennimore entfernt an Gil Grissom und wirkt durch seine individuellen Eigenschaften sehr sympathisch.

Schade sind meiner Meinung nach, lediglich zwei Punkte: Zum einem nämlich, dass zur Mitte des Romans durch die wiederholt aufgezählten immer gleichen Fakten etwas Spannung verloren geht und zum anderen bleibt leider der fahle Nachgeschmack, dass entweder die Übersetzung stellenweise zu Wünschen übrig lässt oder das Lektorat, gerade was die ersten Kapitel Buches betrifft, einfach nicht vorhanden war beziehungsweise geschlafen haben zu schien, da man auf gut 40 Seiten fünf Satzverständnisprobleme, (Semantik-) und Rechtschreibfehler finden kann. Es erscheint anfänglich mehr wie ein ungewolltes Rezensionsexemplar für Journalisten ohne Lektorat, als eine vom Verlag abgenommene Erstausgabe. Dafür kann selbstverständlich weder der Autor, noch sein Werk etwas. Aber trotzdem ist und bleibt es bedauerlich, dass dadurch der Lesefluss an einigen Stellen ins Stocken gerät.

Nichtsdestotrotz sollte das Buch von jedem Großbritannien,- und Thriller-Liebhaber in die Hand genommen werden und ebenso lädt es aufgrund seiner Spannung auch andere Leser zum Schmökern ein!

Quotes:

  • [...]Denn Nick Fennimore, der Wissenschaftler und Logikfetischist, glaubte an Monster. Nicht an die aus den Märchen, die leicht zu erkennen waren, sodass man auf sie zeigen und die Kinder vor ihnen schützen konnte. Nein, die Monster seiner Albträume gingen auf zwei Beinen, sprachen wie du und ich und nannten sich Menschen.
  • Heroin ist ein Judas, ein schlechter Freund, der dich betrügt. Er ist ein grausamer Liebhaber, der dich mit deiner Sehnsucht nach ihm allein lässt.
  • Mengen, Teilmengen, Daten, die sich überschnitten – das Venn-Diagramm wissenschaftlicher Ermittlungen. Bald würden sie noch mehr Überschneiden feststellen – Namen, Orte, Zeiten, Ereignisse – und ihre Bedeutung begreifen. Irgendwann würde sich das Bild scharf stellen, und alles würde Sinn ergeben. (Und die ganze Zeit über hallten in seinem Schädel dieselben Worte wieder: Ich glaube, ich liebe dich.)

Wertung: 5 /7 Schreibfedern
Zurück zur Übersicht
facebooktwittergoogle_pluslinkedinmail

Hinterlasse eine Antwort

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

*

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <strike> <strong>