[30. März 2017] Der Leipziger Literaturmarathon – Ein Messerückblick

Auch in diesem Jahr bot die Leipziger Buchmesse vom 23. bis 26. März wieder ein vielfältiges Programm. WIR in Europa, so das Motto, war niemals treffender, als in diesen Zeiten. Ebenso vermochte es das Gastgeberland Litauen, so die Worte von Oliver Zille, dem Direktor der LBM, mit rund 50 Veranstaltungen und 26 literarischen Neuerscheinungen „interessante Einblicke in Literatur, Kultur und Gesellschaft des modernen europäischen Staates“ zu geben.

Für mich war dieses Thema, ebenso wie das des fünfhundertjährigen Jubiläums der Reformation, allerdings eher ein Lieferant für das tolle Ambiente der Buchmesse, denn Hauptmotiv für den Besuch selbst. Ein Ambiente, was ich auch in diesem Frühjahr untrennbar mit dem Stöbern zwischen den Messeständen, dem Anblick der Cosplayer, die wie immer die parallel stattfindende Manga-Comic-Con besuchten und das Lauschen diverser Lesungen verband. Selbst der Besucherrekord vom vergangenen Mal wurde erneut eingestellt. – Hier also ein paar Eindrücke meiner privaten Stippvisite von Donners- bis Samstag der #LBM’17.

Von Wortakrobatik, Bildkünsten und anderen Schreibkniffen

Der erste Tag startete für mich im Forum Literatur + Hörbuch. Unter der Moderation von Oliver Wenzlaff konnten verschiedene Autoren in einem Wettbewerb mit den ersten Sätzen ihrer Romane gegeneinander antreten. Das Konzept des Wettstreits lässt sich gut mit der Beschreibung aus dem Messeprogramm zusammenfassen: „Überzeugen die ersten Sätze das Publikum, damit es weiterhören will?“ Genauso lief der Vorgang ab – der Moderator trug Fragmente jedes für den Wettbewerb eingereichten Werks vor und bat dann das Publikum um akklamatorische Abstimmung.

Hierbei nahm er unterhaltsame Anleihen an einem Völkchen, dass vor einigen Monaten die Herzen der Europäer verzauberte, denn es hieß zwar nicht „Isländer feuern ihre Fussballnationalmannschaft bei der UEFA Euro 2016 an“, dafür aber „HUUH – Autoren kommen in der Wortmeisterschaft weiter, wenn der Applaus laut genug ist“.

Natürlich war auch Oliver Wenzlaff nicht vor einem gewissen Bias gefeit, trotzdem wurde schnell die Spreu vom Weizen getrennt. Die ausgeschiedenen Teilnehmer bekamen eine Trostschokolade. Zuletzt durften die Autoren der verbliebenen vier Wettbewerbstexte auf der Bühne selber die erste Seite ihres Romans vorlesen. Dabei spielte das individuelle Lesegeschick eine nicht unerhebliche Rolle. Gerade bei meinen Favoriten „Die Worte ‘Du wirst an deinem 18. Geburtstag sterben’, versauten einem den Tag.“ führte die Lesung der Autorin zu einem knappen Ausscheiden in der Finalrunde. „Felicitas saß in der Falle.“ und „Es war einer dieser Tage, die man am liebsten aus dem Kalender streichen möchte.“ stellten aber ebenfalls gute Texteinstiege dar.

Am Ende waren die etwas mehr als sechzig Minuten an diesem Stand absolut unterhaltsam, wie lehrreich, nicht nur für angehenden Autoren und Verlagsmitarbeiter.

Gleich im Anschluss bot sich die Eröffnung einer Wanderausstellung von Fotografien des polnischen Fotografen Tomasz Gudzowaty, an. Der Künstler gewann, neben zahllosen anderen Preisen, neun Mal den World Press Photo Award.

In dieser Ausstellung bearbeitete er kein dokumentarisches Thema aus der Natur oder dem sozialen Leben, sondern untersuchte stattdessen einen gewissen künstlerischen Ausdruck mithilfe von Schwarzweißaufnahmen durch eine alte Polaroid-55-Kamera mit alters- und stilmäßig passendem Sofortbildfilm. Kratzer auf dem Bild, danebenliegende Belichtung, schwer erkennbare Motive – all dies bedeutet, dass „das Mangelhafte oder Unperfekte zum Wesen der Fotografie gehört, es ist der Preis für die Treue zu diesem Medium, das gewissermaßen die zufällige Interpretation eines Augenblicks ist“, so Gudzowatys eigene Worte. Eindrucksvolle Arbeiten mit ebensolchen Motiven, die einen meiner Meinung nach, demütig zurück ließen.

Nach einer kleinen Stärkung, ging es schließlich zu den unabhängigen Verlagen. Bereits eine Woche zuvor war ich zur Buchvorstellung der Anthologie „Warum ich lese – 40 Liebeserklärungen an die Literatur“ nach Berlin gereist, daher kam ich natürlich nicht umhin, auch den Stand des homunculus-Verlags aufzusuchen. Dieser kleine Verlag, getreu seinem Leitsatz „Literatur für alle Zeit!“ und vor kaum eineinhalb Jahren aus der Taufe gehoben, hat nicht nur ein individuelles Programm zu bieten, sondern war nun schon zum zweiten Mal auf der Leipziger Buchmesse vertreten. Innerhalb eines Spektrums von Neuveröffentlichungen des Kleinen Lords über Charles-Dickens-Weihnachtsgeschichte bis hin zu dem Bereitstellen einer Plattform für Schreibinteressierte, wie die 39 anderen Buchblogger neben mir, die an „Warum ich lese“ mitwirkten, findet sich zahlreiches Kulturgut für die unterschiedlichsten Geschmäcker. Ein sympathisches Independent-Haus, unter deren Dach sich künftig hoffentlich noch viele Autoren einfinden werden.

Auf dem Weg zu dem nächsten von mir vorgemerkten Programmpunkt, vorbei an einem öffentlichen Podium, stolperte ich sogar noch über die gern wahrgenommene Gelegenheit zu ein, zwei interessanten Gesprächen mit Jungautoren.
Denn auch die unabhängigen Schreiberlinge, die entweder Selfpublisher sind und Unterschlupf an anderen Messeständen fanden oder deren Verlag nicht mit einem Stand auf der Messe vertreten waren, hatten die Möglichkeit in Kontakt mit ihren Lesern zu treten und Neue zu gewinnen.

Mit schönen Unterhaltungen und reichlich guter Laune im Gepäck kam ich schließlich zur Lesung von „Drei Meter unter Null“ der Kriminalschriftstellerin Marina Heib. Nach einer längeren Schreibpause legte diese mit ihrem neustem Titel einen Roman vor, den ich unglaublich gerne gelesen habe und der zu seinem Vorteil auf eine klassische Ermittlerperspektive verzichtet.

Ausdifferenzierte Nebenfiguren bedingen zudem eine dichte, bildliche Atmosphäre, in welcher für den Leser und Autorin gleichermaßen der Spagat zwischen der Identifikationsfigur – sowohl der „Protagonistin“, als auch der personenidentenen Mörderin, die trotz ihrer Taten eine starke Empathie hervor ruft – interessant ist. Eine schriftstellerische Akrobatik, welche meinem Erachten nach, hervorragend geglückt ist, zumal die Handlungen aller Figuren emotional sehr authentisch sind. Zweifelsfrei ist diese Leistung auch dem persönlichen Hintergrund von Marina Heib geschuldet: nach einem Studium der Orientalistik und Philosophie, arbeitete sie als Journalistin. Eine Tätigkeit, die sie, genau wie die Motivation „keine Telenovelas, sondern etwas anderes, neues“ zu entwerfen, letztendlich zum Schreiben von Büchern brachte.

Zum dritten Mal abgelichtet: Sebastian Fitzek & meinereiner

Und natürlich durfte eine ganz bestimmte Sache nicht fehlen, getreu dem Motto „The same procedure as every (half)year!“: Ein Besuch bei Droemer-Knaur einschließlich dem gewohnten Endlos-Schlangestehen für ein kurzes Intermezzo mit Sebastian Fitzek. Dieses Mal nicht in Form von Fragen zu seinem neusten Roman, denn „AchtNacht“ ist selbstredend für sich, sondern wieder in üblicher Autogramm-Manier. Es war humorvoll und sympathisch, wie eh und jeh.

Auf dem Weg nach Draußen durfte auch ein Abstecher auf die Manga-Comic-Con nicht fehlen. Wenngleich es schon kurz vor Toresschluss war, blieb doch noch genug Zeit, durch zahlreiche Merchandise-Produkte sowie Comic-Angebote zu stöbern und das japanisches Flair zu genießen. Heutige Fans können im Gegensatz zu mir, in meiner Teenagerzeit, definitiv aus den Vollen schöpfen und ihre wunderbare Leidenschaft mit viel mehr Details zum Ausdruck bringen.

Zeit zum Zuhören…

Mein zweiter Messetag war ein Tag voller Lesungen. Bei den unterschiedlichsten Veranstaltungen konnte ich ein breites Spektrum, von trocken und vom Sujet distanziert, namentlich Martin Suters Gespräch über „Elefant“ bis hin zu interessanten Anekdoten, wie denen von Markus Heitz, erleben.
Außerdem schaute ich mir mal einen kleinen, aber feinen Teil zur Buchherstellung an. Denn auch dazu gab es einige Angebote, Stände, die von jungen Buchdruckern, wie Buchsetzern betreut wurden und die es insbesondere Kindern erlaubten, dieses Jahrhunderte alte Handwerk kennen zu lernen. Ein Handwerk, bei welchem man zum Beispiel für den Satz und Druck einer frühen Fassung der Bibel dreizehn Jahre benötigte. Doch auch Scherenschnitte gab es in zahlreichen Variationen zu bewundern.

Bei den Lesungen lud Kai Meyer zu dem ersten Kapitel seines neuesten Buches „Die Krone der Sterne“ ein und plauderte etwas aus dem Nähkästchen.
Hinsichtlich des neuen Romans, hatte er zunächst angenommen, dass das Beste sei, die spannungsgeladenen Handlungsszenen, wie Laserschlachten, zu schreiben, doch waren es im Gegenteil die Dialoge und Auftritte der aufeinander treffenden Charaktere, die ihn am meisten bewegten. Dies und die Tatsache, dass ihm die Geschichte besonders am Herzen läge, führten nicht zuletzt dazu, dass er den Band fast in einem Rutsch durchschrieb.

Auf der Messelesung blieb es logischerweise bei einem Kapitel, doch wird am Ende, so Meyers Plan, eine Trilogie aus dem Buch entstehen: der zweite Band sei gerade in der Entwicklungsphase und zusätzlich verriet der Schriftsteller seinen Zuhörern noch einen kleinen Sneak Peek. Am Anfang des kommenden Werkes wird ein Gespräch der zwei Lieblingscharaktere des Autors, die man als Leser leicht erkennen könne, stehen.

Es folgte dann auch gleich ein weiteres Gespräch, respektive eine Lesung, auf der Leseinsel Fantasy.

Markus Heitz redete über seinen neuesten Roman, „Des Teufels Gebetbuch“. Nicht nur, dass er so einiges direkt zum Buch erzählte, sondern es gab auch viel allgemein Interessantes zu erfahren. So gefalle es ihm nicht, männliche Heldenrollen zu schreiben, die „überstrahlen“, wohl wie ein digital überschärftes Bild oder schlimmer, wie ein Gary Stu, wirken. Nur in Ausnahmen und bei Bedarf, komme so ein Charakter in Frage, müsse dann aber „ins Böse“ kippen um authentisch wirken zu können. Auch habe er das volkshistorisch definierte Todesomen eines Pik-Asses beim Kartenlegen, genau so in der Geschichte verarbeitet. Ethymologisch könne sich die Verbindung des Pik-Asses oder hier besser des „Ace of Spades“ mit dem Tod, dank einer historischen Verwendung des Symbols im Rahmen des antiken, englischen Steuerwesens erklären lassen:

Jahrmarktstandinhaber bekamen einen solchen Stempel auf die Hand, wenn sie rechtmäßig ihre Steuer beglichen hatten, fehlte dieses Symbol oder war es gefälscht, so wurde der Sünder bestraft beziehungsweise hingerichtet. Weiter habe er sich von Robert Louis Stevensons „Der Selbstmörderclub“ inspirieren lassen, in dem die Kartenfarben Kreuz-Ass und Pik-Ass ebenfalls zu morbidem Ruhm kommen. Mit einer Anspielung auf Motörhead „für alle Fans von Metal- und Rockmusik“ und tiefere Einblicke in die Charakterzeichnungen respektive Figurenentwicklungen endete schließlich der spannende Vortrag.

Danach ließ ich mich in der Karawane eines Publikums nieder, dass von rosaroten Rüsseltieren hören wollte – Martin Suter wurde im ARD-Forum von Carsten Otte interviewt und las aus seinem neuen Werk „Elefant“ vor. Die Dürre des Vortrags durch den trocken und leicht arrogant auftretenden Autoren wurde durch zwei Humorspitzen durchbrochen.

Da die Geschichte eine Recherche in der Züricher Obdachlosenszene erforderte, begab sich Suter unter die, so in der Schweiz genannten, Randständigen und passte sich ihrem Auftreten an, in eigenen Worten dadurch, dass er „einfach die Krawatte weggelassen“ habe, um der Anweisung seines die Obdachlosenszene kennenden Begleiters, „komm mir da nicht in der Schale“ (‚in der Schale‘ heißt ‚im Anzug‘) zu genügen. Außerdem sorgte der Moderator selbst unmittelbar zuvor für einen unterhaltsamen Moment, als er vermutlich eine Regieanweisung übers Ohr halb aussprach: „Auf der anderen Seite haben wir eine Obdachlosenszene, die dieser Gentechnikwelt gegenübergestellt ist, also eine ganz andere Welt. Mich haben diese Schilderungen ungeheuer präzisiert.“

Doch so präzise wurde der Interessenshaken des Publikums ansonsten nur begrenzt getroffen und das lag nicht am spannenden Thema des Romans, der eine Handlung zwischen zwei Welten, der der Gentechnik und der des sozialen Prekariats, aufspannt. Insbesondere der titelgebende rosa Elefant beruhe auf einer Inspiration eines gewissen „Professor Jucker, ein Alzheimerforscher in Tübingen, der mir vor 10 Jahren anlässlich einer Alzheimerkonferenz so beiläufig gesagt hatte, ‚es wäre übrigens heute möglich, gentechnisch einen kleinen rosaroten Elefanten herzustellen.‘ Und seither geht mir das Tierchen nicht mehr aus dem Kopf.“, erörterte Suter.

Ferner dieses Forums legte ich einen kurzen Zwischenstopp, zwar nicht auf der Couch von Stephan Orth, dafür aber auf einem Sessel bei ihm, ein. Er signierte mir sein Werk „Couchsurfing in Russland“.

Auf dem Weg zur Leipziger Autorenarena, lief ich wiederum überraschend Sebastian Krumbiegel über den Weg. Mit dem Sänger der Prinzen gab es ebenfalls ein kurzes fotografisches Stelldichein, bevor in der Autorenarena noch einmal Sebastian Fitzek dem Publikum sowie Moderator, Rede und Antwort stand. Im Mittelpunkt des Dialoges befand sich sein neuestes Buchkind „AchtNacht“. Hier blieb, im Vergleich zu manch anderer Lesung, die Interaktion des Trios aus Publikum, Moderator und Gast stets anregend und unterhaltsam.

Dennoch kam das in der heutigen Zeit wichtige und oft allzu leicht in Vergessenheit zu geratene Thema, des unwiderruflichen digitalen Fußabdrucks, nicht zu kurz. Fitzek zog nämlich anhand eines Kriminalfalls im Jahr 2012 aus Emden, bei den ein siebzehnjähriger Schüler zu Unrecht beschuldigt wurde ein kleines Mädchen missbraucht, wie getötet zu haben und der kurz nach der angeblichen Tat von einem Mob, welcher Lynchjustiz forderte, genötigt wurde, eine Parallele zu seiner Schreibidee und erklärte, warum ein vermeintlich simpler Aufruf im Netz schnell zu etwas unkontrollierbar Gefährlichem heranwachsen kann. Ebenso wüssten Google und Co. mittlerweile anhand der eigenen Tipp-Syntax, wann und wo, gerade wer wieder online etwas verfassen oder einfach suchen würde. Was zwar technisch höchst modern, aber so sicher von den Nutzern nicht gewollt wäre. All diese ernsten Themen, verpackte er jedoch mit einer guten Portion Humor, so dass diese hoffentlich auch bei den Zuhörern nicht allzu schnell in Vergessenheit geraten.

Zum Abschluss traf ich in der Bloggerlounge noch zwei mir von der Berliner Buchpräsentation zu „Warum ich lese“ bereits bekannte Gesichter. Zum einen Henri von FilmTheaterLesesaal und Andrea mit der ich noch eine sehr lange, wie schöne Unterhaltung zu jedweden Gesprächsthemen führen durfte, die einer Wiederholung bedarf! =)

Überraschend entspannter Messe-Familien-Tag…
… oder wie lose Sardinen Lesespaß atmen

Am dritten Messetag, dem „Gefürchtetsten“, weil erfahrungsgemäß überfüllten Samstag, hieß es schließlich einmal ausgiebig durch die Hallen und an den Ständen vorbei zu Stöbern. Dieses Mal mit Kind und Mann im Gepäck ging es nicht nur zu vielen Kinderbuchverlagen und in die Höhle des Maulwurfes, der dieses Jahr sein 60. Jubiläum feiert, sondern kamen die Älteren im Verlauf des Nachmittags bei einem Autorengespräch mit Michael Tsokos.

Der Rechtsmediziner erzählte nicht nur von seiner beruflichen Tätigkeit – so landen jährlich in Berlin in etwa 2000 Leichen bei ihm und seinen Kollegen vom Rechtsmedizinischen Institut auf dem Seziertisch, darunter auch die Opfer des Terroristen Amris vom Anschlag auf den Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz – sondern verriet auch, dass sein aktueller Roman, den er zusammen mit Andreas Gößling verfasste, auf einem wahren Fall aus seiner Laufbahn beruht.

Der Co-Autorenwechsel von Sebastian Fitzek hin zu Gößling erfolgte seinen Worten nach, weil Fitzek, eher ein großes Talent und eine Spezialisierung auf fiktionale Psycho-Thriller besäße, bei der für die Trilogie Zerschunden – Zersetzt – Zerbrochen gewünschten und benutzten True-Crime-Hintergrund jedoch die Zusammenarbeit mit einem anderen Autoren besser passen würde. Natürlich verriet Michael Tsokos auch noch ein wenig über die Wahl seiner Buchcharaktere und inwiefern die Handlung aus dem letzten Buch, sich nun in „Zerbrochen“ wieder findet, womit auch ein absolut interessantes Interview endete.

Nach dem obligatorischen Signieren ging es zur Wahl des „Ungewöhnlichsten Buchtitels 2016“, initiiert von „Was liest du?“.

Besucher dieser Buchplattform waren bis zum 31.01.2017 aufgerufen, Werke mit ungewöhnlichen Titelkreationen zu nominieren. Aus den 1403 eingereichten Beiträgen, ergaben die 50 Meistgenannten Titel dann ein Kandidatenfeld, aus dem per Onlinevoting bis zum 15.02. die 10 Kandidaten gekührt wurden. Vom 16.02. bis 07.03.2017 lief eine weitere Online-Abstimmung, deren Ergebnisse jeweils zur Hälfte mit denen einer Fachjury des Portals kombiniert wurden. So entstand dann das auf der Messe präsentierte Ergebnis.

Von Platz zehn bis eins ging es rückwärts Richtung Treppchen, wobei immer gleich ein Exemplar des platzierten Werkes für die Anwesenden als Preis einer Quizfrage, mit moderiert von Torsten Woywod, ausgelobt wurde. Mein persönlicher Favorit „Das Ende der Welt ist auch nicht mehr das, was es mal war“ von Sebastian Niedlich erreichte allerdings leider nur den zweiten Rang, dicht hinter „Hinfallen ist wie Anlehnen, nur später“ von Sebastian 23 und vor „Mein Vater, das Kondom und andere nicht ganz dichte Sachen“ von der Norwegerin Gudrun Skretting.

Ganz besonders habe ich mich aber darüber gefreut, dass mein Göttergatte in besagtem Quiz forsch mal eben zwei Bücher gewann, neben „Das Buch vom Meer oder Wie zwei Freunde im Schlauchboot ausziehen, um im Nordmeer einen Eishai zu fangen, und dafür ein ganzes Jahr brauchen“ (Morten A. Strøksnes – Platz 6) auch den Gewinnertitel, weshalb ich nun wieder reichlich zu Schmökern habe.

Nach dieser unterhaltsamen Preisverleihung, übrigens der einzigen, der ich in diesem Jahr aus Prinzip beigewohnt habe, entdeckte ich den Stand eines Künstlers. Kein Buch, kein Buchdruck und auch keine sonstige Buchgestaltung – aber trotzdem genauso wunderbar.

Richard Wetzel aus Heilbronn hat sich nämlich auf die Gestaltung von Pappmodellen spezialisiert, die, nicht zusammengebaut, in eine Streichholzschachtel passen und welche zusammengesetzt ein Wimmelbild zu einer Stadt, einem Zoo, einem Jahrmarkt oder zahlreichen anderen Motiven ergeben. Wichtig sei ihm, so äußerte er sich im Gespräch, „dass man durch seine Werke Zeit miteinander verbringt, sich beim Zusammenbauen unterhält, einander näher kommt und den Augenblick gemeinsam auskostet“. Oder wie er es selber auf seiner Homepage schrieb: „Groß können viele, ich mache Kleines, nur Kleines. Aus Großem Kleines, sozusagen. Darin schließe ich große und kleine Geschichten ein, locke sie in meine Boxen, fange sie quasi darin ein, mache aus ihnen Eingedampftes, einem Konzentrat gleich.“

Seit sieben Jahren sei er auf der Leipziger Buchmesse präsent; seine Modelle entwickele er nach Möglichkeit immer weiter. Dazu könne er seit kurzem davon profitieren, dass er nicht mehr den physikalischen Grenzen der Stanzmechanik unterworfen sei, weil neue Modelle optisch genauer und feiner mittels Laser geschnitten werden können, was beim Zusammenbau zu stabileren und im fertigen Modell zu schöneren Kanten führe. Er plane auch schon seinen achten Auftritt auf der LBM 2018 – übrigens genau wie ich, denn auch wenn mich die Messe finanziell ärmer gemacht hat, so wurde ich dank der Lesungen, Büchern und wertvollen Erinnerungen doch gleichsam reicher.

In diesem Sinne: Nach der Messe ist vor der Messe, Sarah

Ungefilterte Messeeindrücke:




Meine Leseausbeute (Links: Neu erworbene, signierte Exemplare ; in der Mitte: Frisch signierte Werke von zu Hause; Rechts: Geschenkte & gewonnene Bücher)

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