Gedankenschnipsel

Ein Raum für kuriose, abstrakte und manchmal auch nur ganz banale Gedanken.

[09. November 2016] In was für einer Welt leben wir eigentlich?!

»Opa, was habt ihr eigentlich 2016 gemacht, als Europa und die USA zerfielen?«
»Wir gingen auf die Straßen…« »Sup…«
»…und haben lustige, kleine Monster gefangen.«
(…)

Diese und ähnliche Perlen findet man momentan überall im Netz. Man mag zwar ob des Ausgangs der Wahl des 45. Präsidenten der (wohl weniger denn je) Vereinigten Staaten von Amerika fassungslos, jedoch nicht wegen der europäischen Reaktion und den Netzbeiträgen darauf verwundert sein. Im Gegenteil, was bleibt einem in Anbetracht der jetzigen Situation übrig, außer den Kopf zu schütteln und sich in schwarzem Humor zu üben, wenn die Stimmen der Vernunft bereits (ein weiteres Mal) gescheitert sind.

Zehn Präsidentschaftswahlen nach John F. Kennedy, nach Johnson, nach Obama, die alle als Präsidenten gemein hatten, dass sie selbst bei berechtigten Kritik anlässlich der regelrechten Kolonialpolitik in Vietnam (Kennedy, Johnson) oder viel moderner, dem hochintensiven Verfolgen von staatskritischen Whistleblowern (Obama), eine relative Kultur der Demokratie und der Freiheit in Meinung und Zusammenleben geprägt haben und für das Überwinden zahlloser Merkmale feudalistischer, rückständiger Gesellschaften sorgten, eine Wahl der durchaus als politischer Falke geltenden Hillary Clinton hätte diese Entwicklungen wohl fortgesetzt – doch es sollte nicht sein (es war dem weißen Mann zu viel).

Putin, Erdoğan, Trump – Le Pen und Hofer könnten folgen. Selbst wenn ich in einer direkten Wahl des Bundeskanzleramtes nur zwischen Frauke Petry und Horst Seehofer eine Entscheidung fällen könnte, so würde ich doch (obwohl ich die CSU/ CDU strikt ablehne) Seehofer, der wenigstens ein Mindestmaß an demokratischem, pluralistischem Gebahren besitzt, wählen, um Petry zu verhindern und den Rechtspopulismus keinen weiteren Nährboden zu geben.

Ich finde einfach keinen Zugang zur Gedankenwelt der Menschen, die Angst vor „den Ausländern“ haben, die Angst vor Europa haben, die Angst vor so vielem haben. Ist das eine Angst vor der Globalisierung und einem daraus resultierenden Statusverlust? Wenn man sich selbst kennt, kann man seine „Traditionen“ und Ansichten doch nie verlieren und sich weder Arbeitsplatz, noch Glauben oder was auch immer als Kultur bezeichnet wird von anderen Mitmenschen weg nehmen lassen. Außerdem fehlt mir die Antwort, was (für Deutsche) „klassisch patriotische Werte“ sein sollen, denn die klischeehaften Pünktlichkeit und Ordnung sind, wenn überhaupt, Preußische Charakterzüge, die keinem Bayer, Pfälzer oder Ostfriesen nachzusagen wären, und auch keinem dem Sozialismus nachhängenden (und nach Ansicht von manch einem Politologen oder Sozialwissenschaftler, seelisch traumatisiertem) und in der Regel selbst von Flüchtlingen aus beispielsweise schlesischen Gebieten abstammenden Ostdeutschen, die diese Werte allesamt aber sehr gerne für sich reklamieren.

Nur durch ein Miteinander kann man seelisch, materiell und kulturell prosperieren, faschistische Egomanen und Autokraten bieten keine Lösungen. Warum strebt die Welt auf einmal wieder nach vermeintlichen Autoritäten, die Minderheiten unterdrücken und weshalb möchte jeder sein eigenes Süppchen kochen?

Natürlich gibt es in der heutigen Welt ab 2010 Mechanismen, die zwar den kompletten Alltag durchsetzt haben, aber dennoch nicht einmal ein Jahrzehnt alt sind: die Omnipräsenz sozialer Netzwerke und die ständige Verfügbarkeit von Informationen sind Faktoren, für deren Integrationen in die Gesellschaften ebenfalls sehr sicher noch keine ausreichende Entwicklungszeit vergangen ist. Eine Nachricht, die zu einem spürbaren Anteil auch gefälscht ist, zu beispielsweise einem kriminellen Angriff auf IT-Infrastruktur oder Menschen, verbreitet sich oft in Minuten durch das Weitersagen auf Facebook, Twitter & Co.
In der gleichen Zeitspanne erfährt man als Beispiel-Flensburger von einem Amoklauf in München oder als Beispiel-Deutscher von einer Schießerei in Paris. Eben weil solche sich Meldungen dermaßen schnell verbreiten (können), dürfte der Zusammenhang klar sein: es entsteht ein diffuses Bedrohungsgefühl, dass etwas Unerwartetes einschlagen könnte und man selbst betroffen wird.

Als Gegenpol bieten sich Rechtspopulisten mit ihren einfachen (aber faktisch unhaltbaren) Versprechen nach mehr Sicherheit und einer Rückbesinnung auf vorgeblich unkomplizierte, ordentliche vergangene Zeiten an, doch, um die Figur des Plutarch von Sozanne Collins aus „Tribute von Panem“ zu zitieren: »Geschichte wiederholt sich« – die letzte Rückbesinnung auf „das Innere“ mit einer Abschottung nach Außen begann in Deutschland in den 1933er Jahren. Das Ergebnis ist sattsam bekannt.

Mir persönlich bleibt daher nur auf ein erstarkendes Europa zu setzten und weiter an den Grundsätzen der westlichen Welt und der Demokratie festzuhalten, anders wird das Umfeld unseres Lebens, so wie wir es kennen und erleben, nicht weiter funktionieren können.
Aber vielleicht hilft manchmal auch einfach nur noch Galgenhumor, ein Galgenhumor, welchen Ralf Isau bereits voraus zu ahnen schien.

»(Der Silvesterabend des Jahreswechsel 1999/2000)
[...]
Die Kostüme, die im Sekundentakt vor dem Wolkenkratzer von Phosphoros aufkreuzten, waren atemberaubend. David [das Jahrhundertkind] konnte zwei Päpste, drei römische Legionäre, einen afrikanischen Medizinmann und ein Zebra ausmachen. Die meisten Herren befanden sich in weiblicher Begleitung: eine Meerjungfrau, eine Sirene, zwei Barockmätressen und eine Zebrastute.
[...]
Als eine weiße Stretchlimousine vor dem Gebäude hielt und ein Galgen ausstieg [...]. Das Hinrichtungsmöbel kam solo – vermutlich hatte sich kein weibliches Wesen in ein Henkerinnenkostüm stecken lassen wollen. Im Wesentlichen bestand die Verkleidung aus einer langen braunen Kiste mit Armausschnitten, Seh- und Mundschlitzen, einem Querbalken und einer Schlinge. Von irgendwoher zauberte der Galgen eine Einladungskarte und zeigte sie den Wachleuten. [...] Bei der ganzen Aktion gab es kurzzeitig ein solches Durcheinander, dass niemand die einsame Einladungskarte bemerkte, die durch das Foyer ins Freie schwebte.

David blickte auf den Namen des Galgen: Donald Trump.«
(Der Kreis der Dämmerung – Der unsichtbare Freund)

[28. Mai 2012] Mongolische [Ver]Wüster als natürliche Recycler

“Assoziationsketten sind schon etwas Feines… Da folgt man zweier SPIEGEL-TV-Reportagen am samstägigen Abend (die eine behandelte das messiehafte Sammeln von [Haus]Tieren, was auch als ‘Animal Hoarding’ bezeichnet werden kann und die widerum andere Folge im Anschluss das Thema Recycling), bevor sich derweil nichtsahnend und ganz heimlich eine immer tiefer gehende Überlegung in meinen Kopf stahl. – Nein, ich meine nicht die makaberen Gedankengänge, dass man das erste Problem auch mittels Entsorgung auf Zweiten Wege lösen könnte. Sondern viel mehr etwas amüsant, pragmatischeres -

Das Nagen unserer zwei mongolische Wüstenrennmäuse an ihrem des vorgestrigen Tages bereits dritten Satz leerer Toilettenpapierrollen, die sie während dem Schauen eingangs erwähnter Sendungen, zu Einstreu verarbeiteten, veranlasste mich nämlich zur nachstehenden Idee: Sofern die im Beitrag I befreiten und aufgepäppelten Tiere, in ihren zwischenzeitlichen Provisorien der Tierauffangstationen keine neuen ‘Besitzer’ finden würden, aber gesundheitlich in einwandfreien, als auch unbedenklichen Zustand wären, könnte man sie prinzipiell diversen Arbeitsmaßnahmen der Recycling Institutionen des Beitrags II zuführen (Ratten sind beispielsweise wunderbare Biomüllverwerter und ersetzen das Kompostieren; gut dressierte Sittiche würden bestimmt gezielt jedes Metall aus den Altlasten picken), um dadurch insgesamt effektiver finanzielle Einsparungen vornehmen zu können.

Wären Recyclingunternehmen daher nicht grundsätzlich gut beraten, mongolische Verwüster und andere tierische Vertreter in der Altpapierverwertung beziehungsweise generellen Müllwiederaufbereitung einzusetzen?! Denn so ökologisch korrekt erzeugtes Einstreu könnte eventuell nicht einmal aus FSC-zertifizierten Wäldern entnommen werden, zumal mit dieser Methode auch mehr als nur zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden könnten. (Oh jeh, ich sehe schon wie einige Leser nun vermutlich zum Telefon greifen und der Peta-Verbund bald bei uns vor der Tür stehen wird, weshalb ich das mit den Klapp schlagen oder vielmehr halten vermutlich auch auf anderer Ebene umsetzten sollte. Nichtsdestotrotz sind alternative Überlegungen nie verkehrt, denn nur so entwickeln sich neue Technologien.)

In diesem Sinne erfrischende Grüße, Sarah”

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