Lost – Warum ich keine Joy Fielding Romane mehr mit auf Reisen nehme

In Deutschland werden nach Pressestimmen des Fundbuero.24 zufolge, bundesweit rund 26 % der täglich abhanden gekommenen Sachgegenstände ihren ursprünglichen Besitzern zu(rück)geführt. Den Hauptanteil machen elektronische Geräte und deren Zubehör, wie beispielsweise Handys, Netbooks oder auch MP3-Player aus. Denen widerum dicht auf den Fersen sind natürlich Portemonnaies, Schlüssel, sowie diverser Schmuck, wobei sich Kleidungsstücke ebenfalls schon einmal auf und davon machen können. Abgelöst von kleinen, unterschiedlicheren Ansammlungen der Kuriositäten: Handtaschen (gut die werden für gewöhnlich eher Fremdentwendet), Regenschirme, Haarbändern, Nuckel, Plüschtiere – Komplette Koffer werden auch nicht minder oft vermisst. – Bis hinzu etwas für mich persönlich ausgesprochen wertvollem, nämlich Büchern.

Menschen, Tiere und die allgemeine Dunkelziffer von verlorenen Objekten an sich, möchte ich an dieser Stelle übrigens einmal außer Acht lassen. Obwohl man letzterer Kategorie sicher ein ganz besonderes Phänomen zuordnen kann, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit ein jeder kennt. Die Rede wäre von der Waschmaschine und den verschwundenen Socken. Dabei handelt es sich nicht um ein Zufallsprinzip bei dem die Socken in einem Paralelluniversum eintauchen, von Wichteln entführt werden, damit sie pünktlich zu Weihnachten wieder an dem Kamin hängen können oder gar den Hunger der ihnen feindlich gestimmten, natürlichen Fressfeinde seienden Waschmaschinen stillen, sondern schlicht um die Tatsache, dass man entweder bereits im Vorfeld beim Füllen der Waschtrommel und im Nachhinein beim Ausräumen, Socken verliert oder sie rutschen zwischen die Gummiabdeckung und landen nach einigen Umwegen in der Pumpe, von wo aus sie zwischen Heizung, Bottich und Trommel hängen bleiben und sich mit dem Lauf der Zeit auflösen oder eventuell auch durch einen Ablaufschlauch wieder im Flusensieb ankommen. So lässt sich also für die augenscheinlich im Nirwana versunkene Fußbleidung durchaus eine simple Erklärung finden.

Bei den mir so am Herzen liegenden literarischen Werken, welche gelegentlich auch gerne aus den ihnen gewohnten Biotop auszubrechen scheinen, gilt das allerdings leider nicht. Da ist eine passende Erklärung weitaus schwieriger aufzutreiben.

Aus mir spricht die Erfahrung, denn ich musste selbst bereits zwei Mal miterleben, wobei ich normalerweise ein sehr ordnungsliebender Mensch bin, keine Bücher verleihe und nur selten Dinge vermisse, das mir zwei meiner Schätze “abhanden” gekommen sind. Beides waren Werke von Joy Fielding, beide handelten von Serienmördern und beide sind spurlos auf Urlaubsreisen verschwunden. Könnte man das schon als Tatmuster/ Modus Operandi bezeichnen? Ich bin mir noch unschlüssig…

Der erste Verlust erübrigte sich auf jeden Fall im Mai 2010 auf der Rückfahrt mit der Bahn nach einem Wochenendausflug. Es muss zwischen 20.00 und 23.00 Uhr geschehen sein, da ich mir sowohl unterwegs, als auch auf der Hinfahrt noch mehrmals das Buch zu Gemüt geführt hatte, als ich Selbiges nun jedoch zu Hause eingetroffen, auslesen wollte, war es einfach unauffindbar. Weg, verschollen, wohin auch immer. – Das zweite Ereignis wurde bemerkt, als ich das Gepäck nach einem Kurzurlaub aus Venedig im Dezember 2011, also rund 1 1/2 Jahre nach dem ersten Vorfall, sortierte und auch dabei sich der mitgereiste Roman auf einmal als spurlos entrückt zeigte. Unabhängig davon nehme ich schon seit je her Bücher mit, wenn ich etwas außerhalb der eigenen vier Wände erledige. Sei es für kurze Wartezeiten bei Einkäufen, anderen Pflichtterminen oder eben Urlaube. Noch nie zuvor ist mir allerdings und das möchte ich definitiv betonen mir ein anderes Exemplar dabei verloren gegangen. Egal ob Hardcover, Taschen,- oder neustens auch E-Book.

Ausnahmen sind und bleiben die beiden Kriminalromane.

So stellt sich einem die Frage, was der Auslöser des Ganzen war, von meiner eigenen Unaufmerksamkeit einmal abgesehen. Lag es an der Autorin oder der Romanreihe an sich? Gehen Thriller, sowie Kriminalgeschichten aufgrund ihres eigenen Omen vielleicht sogar eher verloren oder werden häufiger geraubt, als andere Bücher? Spielt die allgemeine Beliebtheit eventuell auch eine Rolle oder handelt es sich gar um organisierten Buchraub? Hat man sie entführt und fristen sie nun ein Dasein als Geisel in einem anderen Regal unter ebenfalls illegal erworbenen Beiwerk?

Und was ist überhaupt grundsätzlich mit ihnen passiert?

Meinerseits blieb ich natürlich nicht untätig und konnte zumindest in Erfahrung bringen, dass weder in den besuchten Pensionen, noch anderen Orten, an denen ich mich aufhielt, irgendein Buch aufgetaucht war. – Bei der Bahn erläuterte man mir widerum, dass Fundexemplare für eine Woche im Endbahnhof des genutzten Zuges aufbewahrt werden (bei mehreren Regionalexpressen müsste man also all die Zielbahnhöfe abtelefonieren, nachdem man sich die Strecken heraus gesucht hat) und im Anschluss nach Düsseldorf gehen, wo sie einen längeren Aufenthalt erleben bis sie entweder versteigert, vernichtet oder entsprechend ausgelöst werden (ja, denn die Kosten für eine Rückführung würden sich mit Versand minimal auf rund 20 Euro belaufen). Doch auch an den genannten Stellen durfte ich keinen Erfolg hinsichtlich der Suche nach den beiden Werken verzeichnen.

Welchen Weg mögen sie also stattdessen eingeschlagen haben? Ob sie dem Club der verschwundenen Dinge beigetreten sind oder sich eher mit den unausgesprochenen Entschuldigen irgendwo zum Kaffee treffen? Das Bermuda-Dreieck oder die schwarzen Löcher bilden selbstverständlich ebenfalls immer eine gute Alternative, sofern man sich eine ‘plausible’ Erklärung zusammenreimen möchte, denn vermutlich werde ich niemals eine Antwort auf dieses Problem erhalten.

Doch zumindest kann man zukünftig die Möglichkeit erhöhen seine abhanden gekommenen Gegenstände wieder zu erhalten, indem man sie beispielsweise einfach kennzeichnet und auf den moralischen Anstand in jedem Menschen vertraut beziehungsweise hofft. Gut, ich verfalle sicher auch nicht bei dem Gedanken an einen altmodischen Adressaufkleber, generell Namensbeschriftungen oder die etwas schönere Variante des Gleichen, nämlich Exlibris, in Begeisterung, aber es wäre zumindest ein kleiner Teil zur Lösung der Problematik. (Auch wenn ich es eine Schande finde, Bücher damit zu verunstalten.) Widmungen wären ebenfalls eine individuelleres Erkennungsmerkmal, aufmerksamer zu sein ist gleichermaßen sinnvoll oder aber man lässt den Dingen einfach seinen freien Lauf (wer weiß wessen Leben man mit einem liegengelassen Buch letztendlich beeinflussen kann).

Ansonsten läge ein weiterer Schlüssel des Rätsels natürlich noch darin ganz auf die Mitnahme von (bestimmten) Büchern zu verzichten. Ich bin mittlerweile definitiv zu einem Schluss gekommen, ihr vielleicht ebenso. – In diesem Sinne:

“Schildkröten können dir mehr über den Weg erzählen, als Hasen.” (Chinesische Weisheit)

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