Ich bin dann mal weg – Meine Reise auf dem Jakobsweg [Hape Kerkeling]

(c) Sarah McCourt

Kurzinhalt:

Hans Peter Kerkeling, besser bekannt als Hape Kerkeling, ist autobiografisch „dann mal weg“ und trotzdem ständig von einem Publikum begleitet.

Nach einem Zusammenbruch auf der Bühne wird ihm ärztlicherseits strenge Ruhe verordnet. Diesen Anspruch kann er jedoch allein mit seiner Katze in seiner Wohnung nicht erfüllen, da er immer stärker in Grübeleien nach einem Sinn verfällt. Der Einfall, die 791 Kilometer des spanischen Jakobswegs vom frz. Saint-Jean-Pied-de-Port nach Santiago zu pilgern, überrascht seine Managerin Dörte und nach den ersten Kilometern auch Hape selbst. Dennoch kämpft er sich die Strecke entlang und schließt unterwegs einige wichtige Bekanntschaften, wie die der Journalistin Lena (im Buch Anna) und mit der Schwedin Stella (im Buch die Neuseeländerin Sheelagh), einer Frau, deren Lebensgeschichte und Antrieb über lange Strecken verborgen bleiben. Insbesondere dank dieser beiden Begegnungen entdeckt Hape, besser wäre es, zu sagen, entdecken alle Drei, eine Menge über das Leben, sich selbst und die Motivation den Weg abzuschließen.

Mein Eindruck:

Basierend auf Kerkelings Vorlage aus dem Jahr 2006 setzte Regisseurin Julia von Heinz im vergangenen Jahr, passend zur Weihnachtszeit, den für reichhaltig gesprächstoffsorgenden Reisebericht „Ich bin dann mal weg“ für das Kino um. Nach einem erneuten Filmabend löst nun auch bei mir das Werk ein Ticket für die Rubrik der Bücher gedreht.

Von der ersten Filmminute an werden wunderschöne Landschaftsaufnahmen der einzelnen Tagesetappen, wie beispielsweise beeindruckende Bilder der Pyrenäen und anderer Naturgewalten, gut in Szene gesetzt und lassen sofort einen positiven Eindruck entstehen.
Doch auch das Leben der Bewohner der verschiedenen Landstriche, angefangen von den kleinen, einfachen Viehhirten, über Pensionsmitarbeitern, bis zu Klosterangehörigen hin, werden mit kurzen prägnanten Szenen eingefangen.

Natürlich spielen Glauben und Religiosität in dem Werk eine ebenso tragende Rolle, meiner Meinung nach, aber dennoch nur eine untergeordnete, da die Selbstfindung und Aufarbeitung komplexer emotionaler Themen bei allen Charakteren im Vordergrund steht. Gesundheitliche Probleme, familiäre Entzweiung, Einsamkeit und Verlust bilden oft die Grundlage für eine Pilgerreise unter dem Deckmantel Gottes, bei welcher man schlussendlich aber immer nur mit einer Person konfrontiert wird: sich selbst.

Die eigentlich von Wesen her bereits ernsten und tiefsinnigen Themen werden durch eine ordentliche Portion Humor ihrer Schwere beraubt und lassen einen mehr als ein mal mit einem Schmunzeln zurück. Im Vergleich zum Roman geraten die Pointen zwar etwas in den Hintergrund, kommen aber in keinen Fall zu kurz. Auch der Inhalt wurde gestrafft und verallgemeinert, so dass sich zwar die Philosophie des Buches nicht zur Gänze entfaltet, aber die Vergangenheitserzählungen und autobiographischen Anlehnungen des Autoren trotzdem gelungen wirken. Folgerichtig springen einem vielleicht die markanten Unterschiede, welche mutmaßlich der Filmdauer geschuldet sind, ins Auge, lässt man diese allerdings einmal beiseite, bleiben einem eineinhalb Stunden gute Unterhaltung.

Ansonsten mag die Geschichte vielleicht auch Skeptiker aufgrund des weltlichen Leitgedanken der Menschlichkeit und Freundschaft, des Zusammenhaltes und der Loyalität etwas versöhnlicher mit den für einen selbst fremd erscheinenden Glaubenssätzen stimmen und dem Zuschauer die Möglichkeit bieten, neben der Reise des Protagonisten, sich selbst zu reflektieren, um mit der Welt in Einklang zu kommen.

Mein Fazit: Sowohl das Buch, als auch der Film sind – separat betrachtet – nicht nur für Fans des Kabarettisten und Schauspielers oder Gottesfürchtige lesens,- und sehenswert!

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